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Die Anfänge der SPD im Sauerland
Die Gründung (1919-1933)
Gemeinderatswahlen v. 1919 bis zur Machtergreifung
Die SPD in Zeiten des Nationalsozialismus
Der Neubeginn ab 1945
Gastbesuche
Kommunale Neugliederung
Chronologie ab 1945
Gemeindevorsteher ab 1919
Die Vorsitzenden
Ergebnisse Bundestagswahlen (1949-1998)
Ergebnisse Gemeindewahlen (1946-1994)
Die Anfänge der Sozialdemokratie im heimischen Sauerland
Das Siegel von Freienohl von 1536
Das Siegel von Freienohl von 1536

Vorwort

Wenn man von der Tatsache ausgeht, das

    1. mit dem Gründungsjahr 1910 der SPD Ortsverein Neheim-Hüsten der älteste und

    2. mit dem Gründungsjahr 1918 der SPD Ortsverein Arnsberg der zweitälteste Ortsverein im heutigen Hochsauerlandkreis ist, so kann man nach den bisherigen Jubiläen daraus folgern, dass an

    3. Stelle der SPD Ortsverein Freienohl mit dem Gründungsdatum Januar 1919 steht.

Diese Entwicklung folgt eigentlich der Kontinuität der Ausbreitung der SPD im bergisch-märkisch-sauerländischen Raum, die sich Ende des vergangenen Jahrhunderts von Barmen-Elberfeld aus nach Osten hin über Hagen, Iserlohn und Neheim-Hüsten nach Arnsberg lang-sam verlagerte.

1. Wie kam es zur Gründung der SPD?

Nach dem Scheitern der 48er-Revolution wurde im Jahre 1850 in Preußen eins Vereinsgesetz erlassen, daß alle Vereine rigoros unter Polizeiaufsicht stellte. Damit sollten gegen die Obrigkeit gerichtete freiheitliche Tendenzen in der Bevölkerung im Keim erstickt werden. Gleichwohl kam es infolge der sozialen Mißstände in der sich immer stärker ausweitenden Industriegesellschaft zu Zusammenschlüssen von unzufriedenen Gruppen, die 1863 mit der Gründung des ADAV durch Lasalle ihren ersten Ausdruck fanden.

Am 7./8.8.1869 gründeten dann Liebknecht und Bebel in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP). Obwohl beide Richtungen in erster Linie das gleiche Ziel hatten, nämlich die Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiter und Bürger, waren sie sich zu dem Wege dorthin nicht einig.

Liebknecht Bebel

Liebknecht            Bebel

So waren es ausgerechnet in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhundert zwei geborene Sauerländer, die eine Vereinigung der beiden Richtungen mit einem Ziel und Handeln an-strebten: Carl-Wilhelm Tölcke aus Eslohe und Wilhelm Hasenclever aus Arnsberg. Beide hatten ihre Heimat zwar schon seit Jahrzehnten verlassen und gingen politischen Tätigkeiten in anderen Städten des damaligen Reichsgebietes nach, auch als Reichstagsabgeordnete. Ihre Bemühungen führten im Mai 1875 mit der Vereinigung beider Parteien auf dem "Gothaer Kongreß" zum Erfolg.

2. Das Sozialistengesetz (1878 bis 1890) und seine Auswirkungen

Am 19.10.1878 wurde das von Bismark bereits im Mai eingebrachte Reichsgesetz "wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" erlassen. Die sozialdemokratischen Vereine wurden verboten, ebenso Veranstaltungen, Umzüge, Versammlungen; ihre Zeitungen mußten ihr Erscheinen einstellen. Personen, die angeblich die Ordnung gefährdeten, konnten ausgewiesen oder ins Gefängnis geworfen werden. Mit dem Sozialistengesetz sollten sowohl die Parteiorganisation als auch die Gewerkschaften zerschlagen werden. Trotz aller Verbote und Verhaftungen, Verurteilungen und Ausweisungen waren die Organisationen der Partei und der Gewerkschaften nicht mehr zu zerstören. Die Solidarität der Arbeiter führte zu einem Anwachsen der Partei von 1878 bis 1890 von 437.000 auf 1.427.000 Wähler. Ab 1890 wurde das Sozialistengesetz nicht mehr verlängert.

(Fundstelle: Schlaglichter der Deutschen Geschichte, Sonderausgabe für die Landeszentralen für politische Bildung, 1993)

Trotz der v.g. Vereins- und des Sozialistengesetze fanden Sozialdemokraten auch hier im heimischen Sauerland immer wieder Wege, um ihre sozialen Ziele weiter zu verfolgen.

So ist in den Akten des Landratsamtes Arnsberg u.a. nachzulesen:

"Nach den Feststellungen verfolgt der Arbeiter-Radfahr-Verein den Zweck, sich in den Dienst der SPD zu stellen und sie zu fördern. Das genügt, um den polizeilichen Charakter eines Vereins zu erweisen."

Zu dem Verbot zur Gründung eines Turnvereins:

"Die Zusammenkünfte und Turnübungen finden in sozialdemokratischen Parteilokalen statt. Eine Anzahl der Mitglieder des Vereins gehört dem sozialdemokratischen Wahlverein an. Die Turnübungen wurden mit sozialdemokratischen Turnliedern eingeleitet."

Der zuständige Amtmann in Freienohl teilte seinem königlichen Landrat in Arnsberg unter dem Datum vom 23.08.1898 in einem Aktenvermerk zur "Bekämpfung der Sozialdemokraten" mit: "Sozialdemokratische Bestrebungen haben sich innerhalb des Verwaltungsbezirkes noch nicht in dem Umfange bemerkbar gemacht, dass sie besondere Aufmerksamkeiten der überwachenden Behörden auf sich gezogen hätten. Vereinzelte Sozialdemokraten sind zwar im Amtsbezirk vorhanden, welche sich aber der Agitation enthalten."

Somit ist erwiesen, daß es bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts in Freienohl Sozialdemokraten gegeben hat.

Im Jahre 1903 berichtet der Freienohler Amtmann dann weiter: "Im Amtsbezirk haben sozialdemokratische Bestrebungen sich nicht im bemerkenswerten Umfange gezeigt. Bei der letzten Reichstagswahl (1903) wurden ca. 80 Stimmen in vier Gemeinden des Unteramtes (das Unteramt bestand damals aus Freienohl, Oeventrop, Rumbeck und Breitenbruch) für sozialdemokratische Abgeordnete abgegeben; jedoch wird diesen Bedeutungen nicht zugemessen."

3. Das Verhältnis der Kirchen zu den sozialdemokratischen Bestrebungen

Wo die Obrigkeit eine Gefahr für sich sah, durfte in der damaligen Zeit die Kirche nicht fehlen. Die damaligen Gewerkschaften basierten auf zwei große Richtungen:

    1. die erwähnten sozialistisch tendierenden Arbeiterverbände und auf

    2. die christlich (Zentrum) orientierten Zusammenschlüsse.

In Freienohl selber wurde am 18.03.1900 eine Filiale des Sauerländischen-Gewerk-Vereins gegründet. Pfarrer Falter wurde Präses. Nach dem Polizeibericht war er der eigentliche Gründer. Dieser entstandene Gewerk-Verein sollte einen Zusammenschluß der Industriearbeiter des Amtes Freienohl auf christlicher und gesetzlicher Grundlage bewirken. Ausgeschlossen werden mußte, wer der SPD angehörte oder einen ärgerniserregenden Lebenswandel führte.

Auch ein 1902 in Freienohl gegründeter "Katholischer Volksverein" hatte es sich zur Aufgabe gesetzt, seine Mitglieder vor sittlichen Gefahren, insbesondere vor der Sozialdemokratie zu bewahren.

4.Anzeigen und Beschimpfungen gegen die Sozialdemokraten

Das die Sozialdemokraten beharrlich, trotz der vielen Anfeindungen, weiter arbeiteten, kann man auch in der Akte 311 des Landratsamtes nachlesen. Dort wird am 15.08.1904 u.a. berichtet: " ... daß in der Wohnung des Angeklagten eine von diesem einberufene Versammlung stattgefunden habe, in der er zunächst eine Bibelstelle verlesen und erläutert und dann der Angeklagte Linde einen Vortrag gehalten hat, in dem er die heutigen sozialen Verhältnisse vom sozialdemokratischen Standpunkt aus beleuchtete. Es ist als angezeigt, daß eine sozialistische Versammlung abgehalten wurde und keine religiöse."

Aus der gleichen Akte stammt ein Flugblatt, in dem gegen die Sozialdemokraten Stimmung gemacht wird. Auszugsweise mit folgenden Inhalt: "Geht einmal in eine Sozialdemokraten-Versammlung oder Vereinssitzung, da werdet Ihr Dinge zu hören bekommen, die Euer christlich gesinntes königstreues und vaterlandsliebendes Herz aufs äußerste empören müssen.Bei den Sozialdemokraten herrscht eine Sprache die an Roheit alles übertrifft.Die Demokratie versteht sich trefflich aufs Schaumschlagen, Fälschungen und wüstes Geschrei. Das ist ihr Handwerk, wovon sie lebt. Die Agitatoren lenken die Massen in den großen Städten, den Herden der Revolution. Auf dem Lande wo noch Königstreue und Vaterlandslie-be, Sitte und Ordnung ihren Sitz haben, denkt man anders.Die Sozialdemokratie wird als harmloses Lämmlein hingestellt. Sie soll sich zum Guten hingewendet haben. Solchen Gerede ist entweder Täuschung oder Selbstbetrug!"

All diese Maßnahmen konservativer Gruppen aber konnte ein weiteres soziales Engagement der SPD nicht verhindern. Die Menschen wurden der SPD gegenüber immer mehr aufgeschlossener. Bei den Reichstagswahlen im Jahre 1912, die in Freienohl 328 gültige Stimmen brachte, erhielt die SPD immerhin schon 44.

Aber noch einige Jahre sollte es dauern, bis sich die SPD in Freienohl offiziell organisierte.
 

 
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